Fundamente der Moderne
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Devianz. Deviantes. Deviantismen: Prozesse, Logiken und Dynamiken zwischen Früh- und Hochmittelalter

Tagung von Kathrin Gollwitzer-Oh und Alexander Kagerer

27.11.2014 – 29.11.2014

Der Versuch, Devianz zu definieren, geht zumeist von der Bestimmung dessen, was der Norm entspricht oder ordnungskonform ist, aus. Auf diese Art und Weise ist Devianz nicht nur stets der negative Pol in einem asymmetrischen Begriffspaar Norm/Devianz, sondern zugleich von einem statischen Verhältnis her perspektiviert.

Zwar ist für die Etablierung einer Norm oder Ordnung stets die – oftmals agonale – Auseinandersetzung mit deren Widerspruch und Gegenteil konstitutiv, doch geht damit – so eine grundlegende Ausgangsthese der Tagung – nicht ein statisches, sondern vielmehr ein dynamisches Wechselspiel einher. Der kulturdiagnostische Aspekt des Devianten enthüllt sich somit gleichsam erst, wenn man von Devianz als Prozess ausgeht. Die Tagung möchte dementsprechend die theoretischen und perspektivischen Polarität von Norm und Normwidrigkeit hinterfragen und den Fokus auf die Prozessualität und die Dynamisierungspotenziale von Devianz legen. Eine Ebenenunterscheidung wird dabei virulent zwischen der Eigen- und der Fremdzuschreibung, der Stigmatisierung und der Instrumentalisierung von Devianz als Auszeichnungsmerkmal wie zwischen Realitäten und medialen Repräsentationen.

Ziel ist es, einerseits grundsätzlich möglichst dichte Befunde am Material (literarische Texte und Gebrauchsliteratur; visuelle Narrative; philosophische, theologische und medizingeschichtliche Diskurse) für das Phänomen Devianz, seine axiologische Bestimmung und seine Funktion zu erschließen. Andererseits soll es darum gehen, unter Einbezug der spezifischen medialen Repräsentation, die kulturspezifischen Prozesse der Codierung, Semantisierung und Diskursivierung zu diskutieren.

Die Tagung sucht in diesem Kontext nach den Ursprüngen und Praktiken, mitunter Prozessen, Logiken und Dynamiken des Devianten im Früh- und Hochmittelalter.